Kommissar Mörharts letzter Fall  I

von Dan Richter

mp3 runterladen (2,6 MB)

 Besetzung:
Mörhart: Volker Strübing
Pater: Dan Richter
Ulf: Stephan Zeisig
Bohnefeld: Bohni

Johann: Robert Naumann
Sprecher/Technik: Jochen Schmidt
Ingrid: Zuschauerin

 

(aufgeführt am 14.4.05)

1. Tod in der Kirche

  Pater und Ingrid sitzen in der Küche am Tisch

PATER: Danke, Ingrid. Das war wieder mal phantastisch! Schweinegeschnetzeltes mit Reis und Kapern – mein Leibgericht!

INGRID: Das war aber Putengeschnetzeltes mit Couscous und Oliven.

PATER: Ja, ja, trotzdem, ganz hervorragend.

INGRID: Danke, Pater.

PATER: Ach, Ingrid, hast du die Flecken aus der Soutane rausgekriegt?

INGRID: Die Flecken?

PATER: Verdammte Scheiße! Ich hab dir dreimal, hörst du? dreimal hab ich dir gesagt, du sollst mit dem Fleckenentferner die Soutane reinigen. Wie soll ich denn jetzt vor meine Schäfchen treten, verdammter Votzpiss-Kackscheiß!

INGRID: Vor Ihre Schäfchen? Sie haben doch nur noch eins – den Herrn Krausnick.

PATER: Das weiß ich selber. Herr Krausnick, Herr Krausnick! Wenn wir den nicht hätten! Für unsern senilen Glöckner Johann und die beiden halbblinden Frömmel-Omis könnte ich ja auch im Pyjama predigen.

INGRD: Pater Bernhard!

PATER: Na so sieht’s doch aus!

INGRID: Na und der neue Messdiener? Wie heißt der noch mal?

PATER: Ulf.

INGRID: Genau, der Ulf. Soll der Sie auch nur im Pyjama sehen?

PATER: Dagegen einzuwenden hätt ich nichts!

(Pater Knufft Ingrid verschwörerisch in den Arm, beide lachen.)

INGRID: Aber, Pater Bernhard!

PATER: Schon gut, ein kleiner Scherz. Aber ich sag dir eins, Ingrid – solange der Krausnick noch in meine Kirche kommt, geb ich mir Mühe. Das bin ich unserem Heiland schuldig.

Beide bekreuzigen sich.

PATER: Ach ja, der Krausnick. Was der gesündigt hat, in seinem Leben: gehurt, geflucht und betrogen. Und jetzt, stellen Sie sich das nur mal vor, jetzt hat er sogar sein Testament geändert, zugunsten der Heiligen Römisch-Katholischen Ki...

ULF (unterbricht offstage aus der Kirche mit einem Entsetzensschrei): Aaaaaah!

PATER: Oh mein Gott! Was war das?

INGRID: Das war der neue Messdiener, wie heißt er noch mal?

PATER: Ulf!

INGRID: Genau. Ulf.

PATER: Der Schrei kam aus der Kirche. Wir müssen sofort hin.

rennt los. nach hinten ab.

INGRID: Pater Bernhard! Pater Bernhard! Sie tragen doch nur einen Pyjama!

rennt ihm hinterher. nach hinten ab.

kurze Pause

Musik: Orgel

(Off:) INGRID und PATER (entsetzter langer Schrei ins HALL-Mikro): Aaaaah!

PATER: Johann! Johann!

ULF (kommt auf die Bühne gestürzt): Oh mein Gott! Was für ein grässliches Schauspiel! Wo bin ich hier nur hereingeraten! (fällt auf die Knie und betet, den Kopf gesenkt, leise vor sich hin).

PATER: Johann! So komm doch von der Orgel runter, Johann.

Musik Orgel aus.

INGRID (schluchzend auf die Bühne, setzt sich an den Tisch): Oh Gott der arme Herr Krausnick.

PATER und Johann auf die Bühne. PATER hat seinen Arm um Johann gelegt
Johann etwas tatterig.

PATER: Kommen Sie schon, Johann.

JOHANN: Was ist denn?

INGRID: Oh Gott! In seiner Senilität hat er gar nichts mitgekriegt.

PATER: Ingrid, kümmern Sie sich um ihn. Ich rufe die Polizei.

INGRID: Sollten wir nicht lieber erst mal einen Arzt anrufen? Vielleicht kann man Herrn Krausnick ja noch retten?

PATER: Für den kommt jede Hilfe zu spät.

INGRID: Aber unser Heiland war doch auch nicht sofort tot.

PATER: Dem haben sie ja die Lanze auch nicht einen halben Meter tief in den Leib gerammt.

INGRID (zu Johann): Johann, kann ich Ihnen eine Suppe machen oder so was?

JOHANN: Suppe? Suppe wäre knorke! Hähähä.

INGRID: Ich mach Ihnen eine Suppe (zur anderen Seite ab.)

PATER (telefoniert): Hallo? Polizei? Ja, hier ist Pater Bernhard. Von der St. Maximilian Kirche... Was gibt’s denn da zu lachen! Hören Sie zu: Wir haben hier einen Toten... Ja... Ja, genau! Ja, wir gehen davon aus, dass er umgebracht wurde... Warum! Warum! Kommen Sie her, dann erübrigen sich, glaube ich, alle Fragen. Sehr gut. Danke.

ULF (steht auf): Pater Bernhard?

PATER: Ja, mein Sohn?

ULF: Was hat das alles zu bedeuten?

PATER: Ich weiß es auch nicht, mein Sohn.

ULF: Ich habe noch nie etwas so furchtbares gesehen!

PATER: Ich auch nicht, mein Sohn.

INGRID: Ihre Suppe, Johann.

JOHANN: April, April. Ich will doch keine Suppe.

PATER: Lass stehen, Ingrid, dann ess ich sie gleich.

ULF: Pater?

PATER: Ja, mein Sohn?

ULF: Glöckner Johann macht mir Angst.

PATER: Du brauchst keine Angst vor ihm zu haben. Er ist nur ein bisschen senil.

ULF: Aber Sie hätten ihn sehen sollen! Er spielte da in aller Ruhe Orgel, während Herr Krausnick..., oh mein Gott! (fällt wieder auf die Knie und betet)

Sound: Klingeln

PATER: Das wird die Polizei sein. Das ging ja schnell. (öffnet die Tür)

MÖRHART: Guten Tag! Kommissar Mörhart ist mein Name, das ist mein Assistent Hauptwachtmeister Bohnefeld.

PATER: Angenehm:

Sie schütteln sich die Hände.

MÖRHART: Man hat mir gesagt, Sie haben hier eine Leiche. Ist das richtig?

PATER: Ja, der Ermordete ist drüben in der Kirche.

MÖRHART (schlau, sherlock-holmes-mäßig): Der Ermordete? Woher wissen Sie denn, dass er ermordet wurde?

PATER: Ich? Ähh... Das sieht man doch!

MÖRHART: Bohnefeld, gehen Sie schon mal rüber und sichern Sie den Tatort, ich komme gleich nach.

BOHNEFELD: Jawohl, Herr Kommissar. (geht nach hinten ab, in die Kirche)

PATER: Johann, zeig ihm den Weg.

MÖRHART: Ich muss Sie gleich als erstes fragen: Kannten Sie den Toten?

PATER: Ja, natürlich!

MÖRHART: Ah ja! Ah ja! Das ist ja schon mal höchst interessant.

PATER: Äh, ich verstehe nicht...

BOHNEFELD(entsetzt aus dem Off): Aaaaaaaaaah!

ULF: Jetzt hat er die Leiche gesehen.

MÖRHART: Wieso? Was ist denn mit der Leiche?

BOHNEFELD(kommt entsetzt auf die Bühne gerannt): Herr Kommissar! Herr Kommissar!

MÖRHART: Was denn?

BOHNEFELD: Die Leiche! Die Leiche!

MÖRHART: Was denn?

BOHNEFELD: Kommen Sie, Herr Kommissar.

BOHNEFELD und MÖRHART ab.

MÖRHART (Off:): Ah ja. Sehr interessant.

BOHNEFELD und MÖRHART wieder auf die Bühne

MÖRHART: Bohnefeld, notieren Sie: Toter, noch Unbekannt.

BOHNEFELD notiert

INGRID: Krausnick heißt er.

MÖRHART: Sie reden, wenn ich Sie frage. Also weiter: Der Tote wurde an das Kreuz der Kirche genagelt. Zuvor hat man die Jesusattrappe, oder nein, Attrappe ist das falsche Wort, Jesuspuppe? Herr Pfarrer, wie sagt man denn dazu?

PATER: Ich, äh, ich weiß auch nicht.

BOHNEFELD: Jesusplastik?

MÖRHART: Ja, das ist gut! Zuvor hat man die Jesusplastik vom Kreuz entfernt und auf die erste Kirchenbank gelegt. Sind eigentlich die Gerichtsmediziner schon vor Ort?

BOHNEFELD: Ja, klar.

MÖRHART: Der eigentliche Tod wurde durch die Einstoßung einer Lanze unbekannter Herkunft herbeigeführt.

BOHNEFELD: ... herbeigeführt.

MÖRHART: Sehr gut. Sehr gut. Als Hauptverdächtiger wurde der Glöckner namens Johann Steißmeyer verhaftet.

INGRID, ULF und PATER: Der Johann?

MÖRHART: Ja, der Johann. Meine Dame? Meine Herren? Wir gehen jetzt, aber wir werden sicherlich demnächst auf Sie zurückkommen und Ihnen ein paar Fragen stellen. Auf Wiedersehen!

PATER: Auf Wiedersehen!

Mörhart und Bohnefeld gehen.Dann dreht sich Mörhart noch mal um.

MÖRHART (im Stil von Colombo): Ach Pater?

PATER: Ja?

MÖRHART: Weshalb tragen Sie eigentlich nur einen Pyjama?

 

Bohnefeld und Mörhart gehen ins Auto ins Auto. Bohnefeld am Steuer. Sie fahren los.

 

BOHNEFELD: Sie sind großartig, Kommissar Mörhart.

MÖRHART: Danke, Bohnefeld. Ist Ihnen etwas aufgefallen?

BOHNEFELD: Nein.

MÖRHART: Die waren doch alle total nervös.

BOHNEFELD: Na, ist doch auch klar, bei einem solchen Tod.

MÖRHART: Kann schon sein. Aber die ganze Sache ist mir zu glatt: Der einzige Kirchgänger einer katholischen Kirche. Und wir verhaften einen senilen Glöckner, der kein Alibi hat. Nein, nein, mein lieber Bohnefeld. Da soll was vertuscht werden, das riech ich doch. Und wie ich das rieche!

INGRID: Und wer isst jetzt die Suppe

Sprecher: War Johann wirklich der Mörder? Kann Kommissar Mörhart Licht ins Dunkel dieses Kreuzigungsmordes bringen? Will jemand noch Suppe? Wenn Sie sich dafür interessieren, dann schalten Sie auch nächste Woche wieder ein zu einer neuen Folge von „Kommissar Mörharts letzter Fall“

Musik! Schauspieler verbeugen sich.

********************