Pulp Fiction VI

Eine Adaption für die Chaussee der Enthusiasten
von Dan Richter

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 Besetzung:
Vincent Vega: Bohni
Mia: Bettina Andrae
Sprecher, Ed Sullivan: Dan
Buddy Holly: Volker
Ricky Nelson: Stephan

(aufgeführt am 6.7.04)


Vincent Vega, ein Gangster, wurde von seinem Boss, Marsellus Wallace, beauftragt, dessen Frau Mia auszuführen. Er holt sie ab; nun sitzen sie in Vincents Cabrio vor dem „Jackrabbit Slim Restaurant“

 

VINCENT: Was ist denn das für ein komischer Laden?

MIA: Jackrabbit Slim’s. Nicht zu Ihrem Schaden.
Ich dachte, Sie sind ein Elvis Fan.

VINCENT: Und deshalb muss ich in so was renn?
Sieht aus wie ’ne Fifties Discothek.
Ich dachte, ich krieg heute abend noch Steak.

MIA: Das krieg’n Sie hier auch, und noch viel mehr.
Come on, Daddy-o, don’t be no

Mia zeichnet mit den Fingern ein Quadrat („square“).

Die beiden gehen ins Restaurant.

 

ED SULLIVAN: Guten Abend!

MIA (zu Ed Sullivan):                        Wallace, wir ham reserviert.

ED SULLIVAN: Der Chrysler da hinten.

 

Mia und Wallace gehen zu ihrem Tisch

 

MIA (zu Vincent):                                                   Es läuft wie geschmiert.

VINCENT: Der sah ja aus wie Ed Sullivan.

MIA: Ich dachte, du würd’st nur „Dalli Dalli“ kenn’.

 

Ricky Nelson mit Gitarre auf die Bühne: singt am Mikro (Playback)

 

ED SULLIVAN (Ansage übers Mikro): Ricky Nelson, danke schön.
Ricky muss jetzt leider geh’n,
doch später kommt er noch einmal.
Aber jetzt verspeisen Sie Ihr Mahl.

 

Vincent fängt an, sich eine Zigarette zu drehen.

VINCENT: Wie’n Wachsfigurenkabinett,
nur: die Figuren leben.

 

Buddy Holly tritt als Kellner auf

 BUDDY HOLLY: Ich bin Buddy Holly, woll’n Sie ein Kotelett?
Was soll ich zu trinken euch geben?

VINCENT: Ein Steak und ’ne Vanilla Coke.

BUDDY HOLLY: Das Steak eher blutig oder schwarz wie Smoke?

VINCENT: Na blutig.

BUDDY HOLLY:              Und du, Peggy Sue?

MIA: ’nen „Martin and Lewis“-Shake dazu.

VINCENT (zu Mia): Sie ordern ’nen Fünf-Dollar-Shake?

MIA: (nickt)

VINCENT: Der ist so teuer wie mein Steak!
(zum Kellner) Da ist nicht etwa Bourbon drinne?

BUDDY HOLLY: Oh nein.

VINCENT:                         Ich frag ja nur. Mach hinne!

 

Buddy Holly geht ab. Vincent hat die Zigarette fertig gedreht.

MIA: Kannst du mir auch ’ne Fluppe drehen?

VINCENT: Nimm meine. Oder willst du sie verschmähen?

 

Vincent gibt ihr die Zigarette

MIA: Oh nein, Vince Vega, vielen Dank!

VINCENT: Und nie vergessen – Rauch macht krank.

 

Beide lachen herzlich. Er gibt ihr Feuer. Sie raucht. Er dreht sich während des folgenden Gesprächs auch eine. Wenn er damit fertig ist, raucht er sie.

MIA: Mein Mann sagt, Sie war’n in Amsterdam?

VINCENT: Drei Jahre.

MIA:                          Ich manchmal, um zu entspann’.

VINCENT: Ach echt? Das hab ich nicht gewusst.

MIA: Brauchst du ja nicht, wenn du nicht musst.

 

Kleine Gesprächspause. Sie schauen sich in die Augen. Rauchen.

 

VINCENT: Ich hörte, Sie drehten mal ’nen Piloten?

MIA: Nie wieder, davon lass ich die Pfoten.
Obwohl: es war meine große Stunde.

VINCENT: Um was ging es?

MIA:                          Um ’ne Agentenrunde.
Sehr dämlich: Sie nannten uns „Fox Force Five“.

VINCENT: Hört sich so an, als hätte es Drive.

MIA: Five war’n in der Gruppe drin.
One – die blonde Anführerin,
Und die Japanerin – Number Two.
War eine Meisterin – ich glaub’ in Kung Fu.
Three – die schwarze Expertin für Dynamit.
Four – die Französin mit Sex-Esprit.
Five war ich.

VINCENT:             Und Ihre Spezialität?

MIA: Ich warf Messer und solch scharfes Gerät.
Als Kind von rumänischen Zirkusartisten
kannt’ ich auch tausend von dummen Witzen
und schlechten Reimen – ein Dauergag.

VINCENT: Nun zieh’n Sie die Sache mal nicht so in’ Dreck.
Erzähl’n Sie mir doch ruhig mal einen.

MIA: Von den Jokes hab ich behalten fast keinen.

VINCENT: Ich verspreche, ich werde auch nicht lachen.

MIA: Das hab ich befürchtet, drum werd ich’s nicht machen.

VINCENT: Sie wissen, ich hab’s nicht so gemeint.

 

Buddy Holly kommt mit zwei Milch Shakes mit Strohhalm

 

BUDDY HOLLY: Hier kommen die Getränke, mein Freund.

 

Buddy geht. Mia trinkt von ihrem Shake

 

MIA: Lecker.

VINCENT:             Ich hätt’s gern probiert,

MIA: Nimm meinen Strohhalm, bin nicht infiziert.

VINCENT: Vielleicht aber ich.

MIA:                                      Das nehm ich in Kauf.

 

Vincent probiert von Mias Shake

 

VINCENT: Ein guter Milch-Shake.

MIA:                                                 Ich steh ja auch drauf.

 

Peinliches Schweigen.

 

MIA: Hassen Sie auch dieses blöde Schweigen?
Mit Quatschen kann man ja vieles vergeigen.
Wenn man sich mag, dann muss man nicht sprechen.

VINCENT: So weit sind wir noch nicht, wir müssen brav lächeln.

MIA: Ich geh mal kacken. Und mir tät’s behagen,
Sie überlegen inzwischen, was Sie mir sagen.

VINCENT: Na, das ist doch ein Wörtchen!

MIA: Ich geh auf’s Örtchen.

  

Musik! Schauspieler verbeugen sich.

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Nachträglicher Kommentar zu dieser Folge: Eine absolute Sternstunde nicht nur des Stücks, sondern in der Geschichte der Chaussee der Enthusiasten: Stephans zweiminütige Tanzperformance als Ricky- Nelson- Imitator. Dagegen mussten alle anderen abstinken. Bettina, eigentlich der ideale Mia-Typ vertraute gegen Ende ihrem Charme nicht mehr und chargierte im Helga-Feddersen-Stil.