Kommissar Mörharts letzter Fall  IX

von Dan Richter


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Bohnefeld – Bohni
Teufling – Dan
Richter

Sprecher – Robert
Naumann

Polizeipräsident Hartmann – Jochen
Schmidt

Wachtmeister Schweinmann –
Stephan Zeisig
Mörhart –
Volker Strübing

Demonstranten, Irre: Publikum
Requisiten: Zeitung

 

(aufgeführt am 9.6.05)

9. Mörhart zwischen Genie und Wahnsinn 

SPRECHER: In der St. Maximilian-Kirche wird der einzige treue Kirchgänger, Herr Krausnick, gekreuzigt. Der senile Glöckner Steißmeier gesteht und bringt seinen Anwalt und nach der Verurteilung auch noch seinen Psychologen um. Dem ermittelnden paranoiden Kommissar Mörhart nimmt der Chefhauptoberinspektor Teufling schließlich den Fall ab. Das hat Konsequenzen. Er wird zum Polizeipräsidenten Hartmann zitiert. 

Im Zimmer des Polizeipräsidenten. Polizeipräsident liest Zeitung.

TEUFLING: (Klopft an.)

HARTMANN (ohne aufzublicken): Herein.

TEUFLING: Guten Tag!

HARTMANN: Guten Tag!

TEUFLING: (setzt sich)

HARTMANN (weiter ohne zu aufzublicken): Habe ich Ihnen gestattet, sich hinzusetzen?

TEUFLING: Was?

HARTMANN (brüllt): Ob ich Ihnen gestattet habe, sich hinzusetzen, Oberinspektor Teufling?

TEUFLING: (steht auf) Oberchefhauptinspektor!

HARTMANN: Wollen Sie mich verbessern?

TEUFLING: Nein, äh, entschuldigen Sie.

HARTMANN: Hinsetzen!

TEUFLING: Was?

HARTMANN (brüllt): Hinsetzen hab ich gesagt!!!

TEUFLING: Ja. Jawohl, Herr Polizeichef.

HARTMANN (rollt Zeitung zusammen und spaziert um Teufling und den Schreibtisch herum): Ich brauche Ihnen ja wohl nicht zu sagen, dass der Innensenator nicht amüsiert ist, über das, was Sie in den letzten Wochen in Ihrer Abteilung verzapft haben.

TEUFLING: Ich weiß, ich kann Ihnen alles erklären. Ich habe...

HARTMANN: SCHNAUZE! Ich rufe in Ihr Gedächtnis:
1. Ein Irrer namens Steißmeier bringt einen der letzten aufrechten Katholiken um.
2. Dieser Irre bringt während der Untersuchungshaft seinen Anwalt um. und bastelt sich aus seinem Darm ein Springseil.
3. Derselbe Irre killt in der forensischen Abteilung seinen Psychologen und übt mit dessen Augen und Ohren Jonglieren.

TEUFLING: Ich weiß. Das hat doch vorhin alles der Sprecher in der Einleitung schon gesagt.

HARTMANN: In der Einleitung? Ach so. Na gut, aber das mit dem Springseil hat er nicht erwähnt.

TEUFLING: Siehste!

HARTMANN: SCHNAUZE, MANN! Bei Ihnen geht alles drunter und drüber, und Sie entlassen gleichzeitig den Hauptermittler Kommissar Mörhart, der einzige Kommissar, der auch noch ermittelt, wenn ein Fall bereits abgeschlossen ist.

TEUFLING: Ja, aber ich...

HARTMANN (aggressiv): Sie sollen, verdammt noch mal, die Klappe halten, wenn ich mit Ihnen rede! Haben Sie mich verstanden! Ob Sie mich verstanden haben! Antworten Sie gefälligst.

TEUFLING: Ja, ich...

HARTMANN: SCHNAUZE! (wieder ruhig) Dieser Mörhart ist ein mit allen Wassern gewaschener Fuchs! Der ermittelt sogar in seiner Freizeit. Selbst dass sein Assistent, dieser..., wie heißt er noch...?

TEUFLING: Bohnefeld.

HARTMANN: (ruhig) Richtig, äh, ich meine ... (brüllt) SCHNAUZE! (ruhig) Bohnefeld, dass dieser Bohnefeld jetzt mit Kunststoffklauen weiterarbeitet, an dieser Arbeitsmoral könntet ihr Sesselpuper euch mal ein Beispiel nehmen, was?

TEUFLING: (...)

HARTMANN: Ja, da fällt Ihnen wohl gar nichts mehr ein. Sagen Sie mir eins: Was macht Mörhart jetzt? In diesem Moment?

TEUFLING: (...)

HARTMANN (freundlich): Na los, sag schon, ich tu dir nichts.

TEUFLING: Der ist an der Räumung der Yorckstraße 59 beteiligt.

HARTMANN: WAAASS!!! Du Schwein! (schlägt Teufling mit der Zeitung)

TEUFLING: (fällt vom Stuhl)

HARTMANN: Du Dummbeutel setzt einen unserer fähigsten Männer für eine Aktion ein, für die wir die Grobiane von der Hau-Drauf-Truppe vorgesehen haben.

TEUFLING: Entschuldigung!

HARTMANN: (brüllt und schlägt ihn im Sprechtakt mit jeder Silbe):
Das-ist-ein-Job-für-Gro-bi-a-ne!

TEUFLING: Entschuldigung!

HARTMANN: (setzt sich auf Mörharts Stuhl. Spricht wieder ruhig): Ich gebe dir noch eine Chance. Gib dem Mörhart den Fall zurück. Ich weiß doch genau wie du, dass Mörhart irre ist. Aber nur ein Irrer wie er kann einen Irren verstehen. 

Hartmann und Teufling ab.

Zur selben Zeit in der Yorckstraße 59. Mörhart und Bohnefeld sitzen im Einsatzwagen. Man hört die Demonstranten.

DEMONSTRANTEN: Eins, zwei, drei!
Lasst die Leute frei!
Eins, zwei, drei!
Lasst die Leute frei!

MÖRHART: Ich versteh das nicht, Bohnefeld, wir haben doch alle freigelassen.

BOHNEFELD: Ich glaube, das ist wie beim Techno. Da geht’s mehr um den Groove als um die Lyrics.

MÖRHART: Bohnefeld, manchmal glaube ich, dass Sie Anflüge von Genialität in sich tragen.

BOHNEFELD (stolz) : Tatsächlich, Kommissar Mörhart?

MÖRHART: Ja, ja.

BOHNEFELD: Ach, ich sollte Ihnen noch sagen. Gerade kam ein Anruf von Teufling.

MÖRHART: Was wollte der denn nun wieder?

BOHNEFELD: Sie haben den Fall zurück!

MÖRHART: Was! Das ist ja großartig! Jippie! Los! Fahren Sie los! Sofort zu dem irren Steißmeier in die Forensik.

BOHNEFELD: Kommissar Mörhart, meine Hände sind doch ab. Mit den Kunststoffklauen geht das immer so schwer.

MÖRHART: Stellen Sie sich nicht so an. Vorwärts, meine Herrn!

BOHNEFELD: (fährt los)

MÖRHART (singt freudig): Trallala Eins, zwei, drei!
Lasst die Leute frei!
Eins, zwei, drei!
Lasst die Leute frei!

 Vor der forensischen Abteilung.
Mörhart und Bohnefeld werden von Wachtmeister Schweinmann begrüßt

SCHWEINMANN: Guten Tag, Kommissar Mörhart. Ich bin Wachtmeister Schweinmann.

MÖRHART (immer noch fröhlich aufgekratzt): Guten Tag, das hier ist Kriminalassistent Bohnefeld.

SCHWEINMANN: Also, das tut uns alles ganz schrecklich leid, so eine Blamage für die ganze forensische Abteilung. Ein Psychologe ermordet, und wir haben nichts davon mitgekriegt.

MÖRHART: Ach Schwamm drüber! Jetzt wird die ganze Sache noch mal gründlich aufgerollt. Trallalala!

BOHNEFELD: Kommissar Mörhart hat nämlich den Fall wiederbekommen.

MÖRHART: Jawollo! Ha, ha!

SCHWEINMANN: Ja, dann kommen Sie mal schön mit, ich bring Sie direkt zu Steißmeier.
 

Schweinmann öffnet die schwere Sicherheitstür. Alle drei gehen durch den Publikumgang.

BOHNEFELD: Aber diesmal passiert uns doch nichts, oder?

SCHWEINMANN: Nein, nein, keine Angst, wir haben ihn fixiert, Zwangsjacke, Knebel, Steißpfropfen und, und, und.

MÖRHART: Trallalala. Eins, zwei, drei! Trallalala

SCHWEINMANN: So, kommen Sie erst mal mit. Steißmeier sitzt ganz da hinten in der Zelle am Ende des Gangs.

BOHNEFELD: Und hier in den anderen Zellen?

SCHWEINMANN: Alles extrem gefährliche Typen, geistig umnachtet, gegen die ist Steißmeier ein Jesuskindlein.

BOHNEFELD: Huu, ist ja direkt unheimlich.

MÖRHART (singt weiterhin beschwingt): Trallalala. Eins, zwei, drei!
Lasst die Leute frei!
Eins, zwei, drei!
Lasst die Leute frei!

SCHWEINMANN: Hä? Freilassen? Na gut. Auf Ihre Verantwortung. Bitte sehr hier die automatische Zentralverriegelung. Und schwupp, sind die Türen auf!

DIE IRREN: Haaaaaa!

BOHNEFELD: Kommissar Mörhart, langsam zweifle ich an Ihrer Genialität.

SPRECHER: Die Irren frei. Das hat uns gerade noch gefehlt. Wenn jetzt die BILD-Zeitung davon Wind kriegt! Ist dies das Ende von Kommissar Mörhart? Bei aller Toleranz für abgefahrene Handlungsplots, jetzt kann doch keiner mehr annehmen, dass Mörharts Genialität vor 150 wildgewordenen Psychokillern noch weiterhilft. Und außerdem heißt die Serie nicht umsonst „Kommissar Mörharts letzter Fall“! Warum muss ich bloß diese Scheiße hier vorlesen? Kann der Autor nicht klipp und klar sagen, ob es weitergeht? Nein, kann er nicht. Robert Naumann ist nur der Sprech-Sklave des Autors und muss gehorchen. Und wenn ihr partout wissen wollt, ob es eine Fortsetzung gibt, dann kommt doch einfach nächste Woche wieder, dann gibt es eine neue Folge von... Ups! Jetzt hab ich’s schon verraten. Egal. Interessiert doch keine Sau. Schauspieler, verbeugt euch!

Verbeugung der Schauspieler

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