Schmidt in Rumänien

Dracula
1.-7.Juli
8.-14.Juli


9-21.Juli





Weil ich mir sage: Schuster bleib bei deinem Leisten, verzichte ich auf das ganz große Abenteuer eines Gesprächs mit einem Einheimischen und übe lieber bei jeder Taxifahrt den folgenden Dialog. Da ich den Ablauf schon so gut kenne, und mir mein Part immer perfekter gelingt, ist das im Text enthaltene Kompliment ein bißchen erschummelt. Die Taxis sehen hier übrigens nicht aus, wie auf dem Bild.
"Wird es hier auch Hochwasser geben?"
"Nein, wir haben Glück."
"Am Sonntag soll Eisenbahn Cluj gegen AS Saint-Étienne spielen."
"Ja!"
"Dorinel Munteanu?"
"Dorinel Munteanu."
"Aber nicht im Stadion municipal, oder?"
"Nein, in Gruia."
"Das ist da hinten, oder?"
"Ja, dahinten. Sie sprechen gut Rumänisch, warum sind Sie hier?"
"Ein Sprachkurs."
"Rumänisch?"
"Ja... Kann man vom Taxifahren hier eigentlich leben?"
"Kaum."
"Es gibt zuviele Taxis, und die Preise sind zu niedrig."
"Ja, zuviele Taxis und zu niedrige Preise."




Wer hätte gedacht, daß ich ausgerechnet in Rumänien auf eine lebensgroße und originalgetreue Darstellung meines Unterbewußtseins stoßen würde. (Bild links)




Das Bild oben zeigt genau das, was sich auf dem Monitor, den ich im Internet-Café 20 Minuten lang betrachtet habe, getan hat. Damit ist einer der bleibendsten Eindrücke dieses Aufenthalts dokumentiert.

Der Mythos von der Rückständigkeit der hiesigen Gesellschaft hält einer näheren Untersuchung nicht stand. Im "Museum der Einheit", in dem die letzten Säle leider leergeräumt waren, weil in der Zeit nach '45 anscheinend doch nicht so viel passiert ist, wie man lange Jahre annahm, fand ich einen Beleg dafür, daß es auf rumänischem Territorium schon in der Bronzezeit Vorläufer moderner Technik gab.

Die einheimischen Getränke haben das ihrige für die Gruppendynamik getan, inzwischen haben sich die Spannungen zwischen den Nationen gelöst, jeder trägt zum Gelingen des Sommerkurses bei, weshalb mir schon Zweifel kommen, ob ich wirklich in Rumänien bin, oder in Rumhängien. Ich möchte hier aber keinen missen; die Italienerinnen eignen sich wegen ihrer Sonnenbrillen als Taschenspiegel; die Französin ist ein Indikator dafür, was man essen kann, weil sie wegen ihrer vielen Unverträglichkeiten kaum etwas zu sich nimmt und einem alles, was sie nicht umgebracht hat, nicht schaden kann; der Israeli trägt immer eine Special-Agent-Weste mit unzähligen Taschen, in denen die Koreanerinnen auf unseren Ausflügen ihre Portemonnaies verstauen. Er ist Experimentalpsychologe und Experte für Emotionen, selbst ich kann auf diesem Gebiet noch von ihm lernen, neulich sagte er: "True love exists, we see it on our monitors."
Bei den Koreanerinnen habe ich übrigens langsam den Verdacht, daß sie hier zwar Rumänisch lernen, aber in dem Glauben, es handle sich um Russisch. Das ist allerdings weniger tragisch, als es klingt, weil es bei ihrer Aussprache auf das gleiche hinausläuft.