N Die Schatzinsel – Teil II N

von Dan Richter

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Erzähler: Dan Richter
Jim Hawkins: Stephan Zeisig
Mutter: Ahne
Pirat 1: Bohni
Trelawney, Pirat 2: Volker Strübing
Dr. Livesey: Robert Naumann

(aufgeführt am 8.1.04)

   

Erzähler: Was bisher geschah
In die von Jims Mutter betriebene Kneipe kommt eines Tages im Jahre 1762 ein ruppiger alter Seemann namens Bill Bones mit einer geheimnisvollen Kiste. Jim muss für ihn arbeiten und soll nach dem Seemann mit einem Bein Ausschau halten. Eines Tages kommt ein blinder Pirat namens „Schwarzer Hund“ ins Wirtshaus und überreicht Bill Bones den Schwarzen Fleck – ein Ultimatum, die Kiste seinen alten Kumpanen zu überlassen. Daraufhin stirbt Bill Bones an einem Schlaganfall, möglicherweise aber auch an all dem Gift, das ihm Jim Hawkins’ Mutter in all den Wochen eingeflößt hat.

 

Szene 3

Im Zimmer von Bill Bones. Jim Hawkins, die Mutter.

Mutter: Hast du die Leiche entsorgt?

Jim: Ja, Mama. (Pause, dann verzweifelt) Oh Mama! Du hast ihn umgebracht!

Mutter: Umgebracht! Umgebracht! Ich habe lediglich ein bisschen nachgeholfen.

Jim: Und der Schwarze Fleck?

Mutter: Der Schwarze Fleck?

Jim: Ja, der Schwarze Fleck!

Mutter: Was für ein Schwarzer Fleck?

Jim: Na das Ultimatum, das der Schwarze Hund ihm gestellt hat.

Mutter: Mir egal. Soll’n se doch kommen, die Piraten. Ich habe nichts zu verbergen. Und außerdem – so ein schicker Pirat, der kann ja auch ganz süß sein.

Jim: Mutter, du bist schon so alt und hässlich, dich guckt doch kein Pirat mehr mit dem Arsch an.

Mutter: Meinst du?

Jim: Na, nimm doch zum Beispiel mal deine Lederhaut – Männer interessieren sich nicht für Lederhäute.

Mutter: Ist das wahr?

Jim: Ja. Oder dein Glasauge, das ist auch nicht gerade die Krönung der Attraktivität.

Mutter: Aber das andere Auge ist doch noch fast OK.

Jim: Dafür stinkt aber dein Atem wie ein Haufen Hammelscheiße.

Mutter: Mag mein Atem auch wie ein Haufen Hammelscheiße stinken, den Männern geht’s doch hauptsächlich um Sex.

Jim: Nein, Mama, den Männern geht es auch um Gefühle. Und du bist nun mal im Laufe der Jahre ein verranztes Wrack geworden.

Mutter: Ach! Auf einmal! Bis vor kurzem war ich dir noch gut genug zum Kuscheln.

Jim: Spiel bitte nicht immer darauf an, Mama.

Lautes, böses Lachen mehrerer Männer vor der Haustür

Jim: Scheiße! Wegen deiner Rumlaberei haben wir ganz vergessen, dass die Schurken wegen der Kiste im Anmarsch sind.

Mutter: Schnell! Lass uns die Tür verrammeln.

Beide stellen die Kiste vor die Tür

Pirat 1: Verflucht! Die haben etwas vor die Tür gestellt.

Jim: Sie haben gemerkt, dass wir was vor die Tür gestellt haben.

Pirat 2: Verflucht! Die haben gemerkt, dass wir gemerkt haben, dass sie was vor die Tür gestellt haben.

Mutter: Um Gottes Willen! Jetzt haben sie gemerkt, dass wir gemerkt haben, dass sie gemerkt haben, dass wir was vor die Tür gestellt haben.

Jim: Wie? Was haben die gemerkt?

Mutter: Na, dass wir gemerkt haben, dass sie gemerkt haben, dass wir was vor die Tür gestellt haben.

Jim: Und? Macht das unsere Situation schlimmer?

Mutter: Ich weiß nicht.

Pirat 1: Lasst uns die Tür einschlagen

Pirat 2: Super Idee.

Mutter: Jim! Oh Jim! Ruf Doktor Livesey und den Friedensrichter Trelawney an, sie sollen schnell herkommen und uns aus dieser Patsche retten.

Jim: Hey Mom! Wir haben das Jahr 1762 – da gibt es noch keine Handys.

Mutter: Das ist mir doch scheißegal! Das ist ein Notfall. Also hab dich nicht so.

Jim: Na gut. (tippt Telefontasten, telefoniert:) Hallo! Dr. Livesey? Hier ist Jim Hawkins. Ich rufe vom Handy aus an… (Pause) Na Volkers Handy. (Pause) Ich weiß. Aber es ist ein Notfall, Banditen stehen vor der Tür.

Mutter: Einen schönen Gruß von mir!

Jim: Eventuell sind es auch Piraten.

Pirat 1 und Pirat 2: Hau ruck! Hau ruck!

Mutter (lauter): Einen schönen Gruß von mir.

Jim legt auf, steckt Handy ein.

Pirat 1 und Pirat 2: Hau ruck! Hau ruck!

Mutter (eingeschnappt): Du hast nicht gegrüßt.

Pirat 1 (bricht durch die Tür, poltert ins Zimmer, bedroht Mutter und Jim mit dem Säbel): Hände hoch! (ruft nach hinten): Bleibt da hinten. Ich werde mit den beiden schon alleine fertig. (sieht die Kiste) Ah! Die Kiste!

Pferdegetrappel

Pirat 2 (schreit): Aah, die Bullen!

Pirat 1: Scheiße! Eine Falle!

Jim und Mutter: Haha, das werden Trelawney und Dr. Livesey sein.

Pirat 2 (schreit): Rette sich wer kann!

Dr. Livesey springt ins Zimmer. Längerer Fechtkampf Dr. Livesey und Pirat 1. Pirat 1 scheint zunächst überlegen. Es sieht kritisch aus für Dr. Livesey. Dann haut Dr. Livesey dem Piraten mit der Faust auf den Kopf und Pirat 1 stirbt.

Jim und Mutter: Danke, Dr. Livesey.

Dr. Livesey: Gern geschehen. Ah, da kommt auch schon mein Freund, der Friedensrichter Trelawney.

Trelawney tritt würdevoll ein

Jim und Mutter: Mister Trelawney!

Trelawney: Hallo Jim! Hallo Mutter von Jim! Gut gemacht, Dr. Livesey. (zu Jims Mutter:) Weib, schaff die Leiche raus.

Mutter: Aye, Aye, Sir!

Sie schafft die Piratenleiche nach draußen

Erzähler: Ich erzählte ihnen, was vorgefallen war.

Trelawney und Livesey: Eine Kiste?

Jim: Ja, da ist sie.

Trelawney (geht gierig auf die Kiste zu): Würde mich nicht wundern, wenn da eine Schatzkarte drin ist. Piraten haben so was oft dabei.

Jim (hält ihn zurück): Das ist aber meine Kiste.

Trelawney: Halt den Schnabel, du Naseweis.

Jim hebt den Säbel des toten Piraten auf.

Trelawney: Lass den Säbel liegen.

Jim: Nein!

Trelawney: So nimm dies!

Sie fechten eine ganze Weile. Indessen macht sich Dr. Livesey an der Kiste zu schaffen, was eine Weile dauert.

Dr. Livesey: Tatsächlich! Eine Karte!

Jim und Trelawney (hören auf zu fechten): Dr. Livesey! Die Karte!

Dr. Livesey: Ja. Das ist ja kaum unglaublich!

Alle drei beugen sich über die auf dem Tisch ausgebreitete Karte

Trelawney: Eine Karte von Kapitän Flint persönlich gezeichnet.

Jim: Admiral Flint? Wer ist das, Sir?

Trelawney (legt Jim die Hand auf die Schulter): Mein Junge, dieser Admiral Flint und seine Männer waren die übelsten Piraten, die je zur See gefahren sind. Wenn sie auf ein fremdes Schiff stießen, haben sie nie lange gefackelt.

Livesey: Doch.

Trelawney: Was „doch“?

Livesey: Manchmal haben sie lange gefackelt.

Trelawney: Mir ist kein Fall des Lange-Fackelns bekannt.

Livesey: Ich bin mir ziemlich sicher, dass auch diese Leute manchmal lange gefackelt haben. Sehr lange sogar.

Jim: Was meinen Sie?

Livesey: Einmal haben diese Männer so dermaßen lange gefackelt, dass am nächsten Tag allen die Penisse schmerzten.

Trelawney: Sie meinen aber nicht „Fackeln“, Sie meinen „Fucking“.

Livesey: Oh, stimmt. Das muss ich wohl verwechselt haben.

Jim: Und jetzt?

Trelawney: Guck mal, Jim, hier ist auf der Schatzkarte ein Kreuz eingezeichnet.

Jim: Ja.

Trelawney (lehrerhaft): Und was heißt ein Kreuz auf einer solchen Karte?

Jim: Äh, eine Kirche?

Trelawney (zu Livesey): Ist der wirklich so blöde?

Livesey (zu Jim): Du Rindvieh! Da liegt der Schatz.

Jim: Ach so!

Trelawney: Männer!

Jim und Livesey: Jou!

Trelawney: Wenn ihr nichts dagegen habt, werde ich sofort in Bristol ein Schiff ausstatten, mit dem wir in See stechen. In wenigen Tagen kann es losgehen. Livesey, Sie sind Schiffsarzt. Jim, Schiffsjunge. Und Jims Mutter…, äh…

Jim: Was ist mit meiner Mutter?

Livesey: Was haben Sie vor, Trelawney?

Trelawney: Nun ja, ich möchte nicht, dass an Bord die Zwangshomosexualität ausbricht. Deshalb wäre ein Frauenzimmer an Bord nicht schlecht.

Livesey: Ich bin prinzipiell gegen den Einsatz von Bordhuren.

Trelawney: Das hatte ich mir gedacht.

Livesey: Tripper, ick hör dir trapsen.

Trelawney: Warum kommen wir immer wieder auf solche Themen?

Livesey: Na, ich hab mir den Text nicht ausgedacht.

Jim: Auf See! Juhuu. Lasst uns anstoßen! (hebt eine Flasche Bier hoch.)

Livesey: Ich sehe, du wirst ein Mann.

Trelawney (nimmt auch eine Flasche Bier und prostet ihnen zu): Auf gute Fahrt!

Livesey und Jim (stoßen mit ihm an): Auf gute Fahrt!

Erzähler: Werden diese drei Pappnasen es auf die Reihe kriegen, ein Schiff zu organisieren? Wenn ja, werden sie überhaupt in See stechen? Woher kommt überhaupt der Begriff „In See stechen“? Ist das wieder eine sexuelle Anspielung? Werden Piraten noch irgendeine Rolle spielen oder wird das alles friedlich und konfliktlos abgewickelt? Wenn Sie ein minimales Interesse an der Beantwortung einer dieser Fragen haben sollten, dann schalten Sie auch nächste Woche wieder ein, beim dritten Teil der

N Die Schatzinsel – Teil II N

 Verbeugung der Schauspieler

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