N Die Schatzinsel – Teil IX N

von Dan Richter

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Erzähler, John Silver: Bohni
Jim Hawkins: Stephan Zeisig
Tom: Sascha Kross
Erzähler, Papgei: Dan Richter
George: Ivo Smolak
Dick: Jochen Schmidt
Jens: Uli Hannemann

(aufgeführt am 4.3.04)

 

Projektion: Piratenfahne

Erzähler: Dem Erzähler wurde nahegelegt, eine allgemein verständliche Zusammenfassung der bisherigen Handlung zu schreiben, da durch die unterdurchschnittlichen Schauspielqualitäten der Enthusiasten die Verständlichkeit leide.
Wohlan: Wir schreiben das Jahr 1762.

1. Teil: In die Kneipe, die die Mutter des 15jährigen Jim Hawkins betreibt, kommt ein Seemann namens Bill Bones, der ein Piratenlied singt, und eine geheimnisvolle Kiste bei sich führt. Bill Bones stirbt, nachdem ihm seine Kumpanen einen Schrecken eingejagt haben.
2. Teil: Piraten überfallen die Kneipe. Jim und seine Mutter werden von Friedensrichter Trelawney und Dr. Livesey gerettet. Sie entdecken in der Kiste von Bones die Schatzkarte des legendären Piratenkapitän Flint.
3. Teil: Sie heuern ein Schiff in Bristol. Die Mannschaft, bei deren Auswahl der einbeinige John Silver mithilft, ist nicht vertrauenerweckend, denn sie singen das Piratenlied. Der einzig wirklich Anständige ist Kapitän Smolett, der mehr betet als kommandiert. Das Schiff fährt ab.
4. Teil: Jim belauscht ein Gespräch der Matrosen und erfährt so, dass alle zur Mannschaft des alten Piraten Flint gehören. Das Schiff erreicht die Insel. Livesey und Trelawney sind bestürzt. Der Kapitän betet.
5. Teil: Der Kapitän gewährt den Matrosen Landurlaub, bevor er sich zum Beten zurückzieht. Jim verkrümelt sich auf die Insel.
6. Teil: Jim trifft auf Ben Gunn, einem ausgesetzten Piraten, der den Doktor Livesey sprechen will. Derweil ziehen sich Livesey, Trelawney und der Kapitän in ein Blockhaus auf der Insel zurück.
7. Teil: Es kommt zum Kampf zwischen den Piraten und den Anständigen. Der Kapitän betet. Der Kampf endet unentschieden.
8. Teil: Jim schleicht sich aus dem Blockhaus und rudert auf das Schiff, wo er die verbliebenen Piraten überrumpelt. Das Schiff steuert er in eine abgelegene Bucht. Als er zum Blockhaus zurückkehrt, erwarten ihn dort nicht seine Freunde, sondern die Piraten.

Nach dieser idiotensicheren Einleitung dürfte auch dem letzten Zuschauer klargeworden sein, dass wir keinen High Life Urlaub auf Ibiza veranstalten. Denn dies ist
Die Schatzinsel!

Jim (übers Mikro erzählend): Kaum hatten die Halunken mich bemerkt, da fingen sie auch schon an zu streiten. Silver wollte mich am Leben lassen – einerseits als Geisel; andererseits, weil er noch sich gut erinnerte, dass ich ihm so angenehme Dienste an Bord des Schiffes geleistet hatte. Von denen die mich umbringen wollten, tat sich vor allem der hässliche Tom hervor.

Szene 15

Jim, Silver, Piraten im Blockhaus
Tom, Silver, Jim im Vordergrund, die anderen im Hintergrund

Tom: Geisel hin, Geisel her – dieser Jim Hawkins war es, der uns damals auf dem Schiff belauscht hat! Und jetzt hat er das Schiff versteckt. Immer hat er seine Hände im Spiel, wenn etwas schief läuft. Er muss sterben.

Silver: Nein!

Tom: Doch

Silver: Nein!

Tom: Doch!

Silver: Nein! Ich bin hier euer Käpt’n! Dieser Junge hat mehr Mumm in den Knochen als ihr Mainzelmännchen! Wer ihm was antut, kriegt es mit mir zu tun!

Papagei: Piaster! Piaster!

Silver: Ist ja gut mein Kleiner!

Tom: Gut! Du hast es so gewollt. Ich fordere Matrosenbesprechung!

Jens: Ich auch.

George: Ich auch!

Dick: Ich auch!

Silver: Tut euch keinen Zwang an.

Matrosen treten einzeln vor Silver, salutieren militärisch und gehen seitlich ab.

Silver: Tja, Jim, sieht aus, als ob es uns jetzt an den Kragen geht.

Jim: Oh Gott, was kann ich nur tun?

Silver: Also, ich denke, du könntest dich wenigstens wieder anziehen, bevor die Bande zurückkommt.

Jim: Meinst du wirklich?

Silver: Hör mir gut zu, schöner Jim. Ich werde versuchen, dich vor diesem Gesindel dort zu retten. Ob ich’s schaffe, weiß ich nicht. Aber dann solltest du im Gegenzug ein gutes Wort für mich beim Richter Trelawney einlegen, damit ich nicht an den Galgen komme. Abgemacht?

Sie schütteln sich die Hand

Jim: Abgemacht.

Silver: Einverstanden.

Sie schütteln sich die Hand

Jim: Einverstanden.

Silver: Eine Hand wäscht die andere.

Sie schütteln sich die Hand

Jim: Und die andere Hand wäscht die eine

Silver: Versprochen ist versprochen.

Sie schütteln sich die Hand

Jim: Und wird nicht gebrochen.

Silver: Ohne Schummeln?

Sie schütteln sich die Hand

Jim: Pionierehrenwort!

Sie lassen sich los.

Silver: Dann geh jetzt in die Umkleidekabine und zieh dich an. Du machst mich ganz närrisch mit deiner nackten behaarten Brust.

Jim geht zur anderen Seite ab.

Papagei: Piaster! Piaster!

Silver: Ist ja gut, mein Kleiner!

Papagei: „Ist ja gut! Ist ja gut!“ Du sagst immer „Ist ja gut!“ Dabei ist überhaupt nichts gut. Wenn die Schurken dich und den Jungen lynchen, dann machen die doch aus mir auch Hühnerfrikassee.

Silver: Hä? Du kannst sprechen?

Papagei: Na, du bist ja auch ’ne schöne Schnapsnase. Hast du noch nie davon gehört, dass Papageien sprechen können?

Silver: Ja, doch. Schon. Aber doch nicht so!

Papagei: Wie „so“?

Silver: Na „so“ eben. Mit Sinn.

Papagei: Willst du mich jetzt hier blöde anmachen?

Silver: Nein, ich....

Papagei: Halt’s Maul! Hör gut zu: Ich weiß, wie ich uns retten kann. Du musst einfach, wenn deine Spießgesellen kommen, einen von ihnen (flüstert unverständlich weiter)

Silver: Ah ja. Gute Idee! Sehr gut, hahaha.

Piraten kommen wieder

Dick: Na, Silver, sprichst du schon mit dir selbst? Wo ist denn der Junge?

Silver: Der zieht sich gerade nebenan um.

Jim kommt herein

Jim: Da bin ich schon!

Silver und alle Piraten: Wow! Unglaublich!

Dick: Naja, Jim. Da hast du dir eine hübsche Leder-Latex-Kluft zugelegt, aber leider zu spät. Silver, wir haben hier was für dich.

Tom gibt Silver etwas Kleines in die Hand

Silver (schreit): Ah! Der Schwarze Fleck! Da steht „ABGESETZT“ drauf. Wer ist denn dann euer neuer Chef?

George: Na icke.

George und Silver Vordergrund, die anderen Hintergrund

Silver lacht laut und lange: Ausgerechnet du?

George: Was gibt’s denn da zu lachen. Ich bin jetzt der Bestimmer. Und als Zeichen meiner neuen Kapitänswürde krieg ich auch den Papagei.

Silver: Waaaas!

Beide zanken sich um den Papagei. Der Papagei fliegt quer über die Bühne

Papagei: Aaaaaah! Piaster! Piaster!

Silver: Jetzt hast du ihn erschreckt.

George: Entschuldigung.

Silver: Tom?

Tom: Ja?

Silver: Tom, dir hätte ich mehr Grips zugetraut, als ausgerechnet den zum Chef zu machen, der dich damals in Bristol wegen Zuhälterei verpfiffen hat.

Tom: Was, George? Du warst das? Wegen dir hab ich also ein Jahr lang im Tower of England eingesessen?

George: Der Tower steht in London, nicht in Bristol.

Tom: Das ist mir doch scheißegal.

Silver: Dick?

Dick: Ja?

Silver: Rat mal, wer dir damals im Ferienlager Zahncreme an die Türklinke geschmiert hat!

Dick: George! Du warst das?

George: Das war doch nur Spaß!

Dick: Schöner Spaß. Meine ganze Hand war voll Zahncreme.

Silver: Also: Wer soll der Bestimmer sein?

Jens, Tom und Dick (rufen): Du, John Silver!

Silver: Wer soll getötet werden?

Jens, Tom und Dick (rufen): George!

George: Na super!

Silver: Wer bleibt statt dessen am Leben?

Tom (ruft): Jim!

Jens (ruft): Ich!

Dick (ruft): Der Papagei!

Tom: Der Papagei?

Silver: Tom, geh raus, und schlag George den Kopf ab!

George: Super! Echt toll! Freu ich mich schon drauf. Hast du echt super eingefädelt, John Silver. Kopf abschlagen! Hab ich schon jetzt richtig Bock drauf! Ist bestimmt ’ne ganz tolle Grenzerfahrung, die jeder mal gemacht haben muss. Schade nur, dass ich nichts davon merke, wenn der Kopf ab ist.

Tom nimmt George am Arm und führt ihn seitlich ab. Silver hebt Papagei auf.

Jim und Silver auf der einen Seite, die Piraten auf der anderen Seite der Bühne

Jim (ruft hinterher): Und bring mir bitte seine Haut mit!

Tom (ruft aus dem Off): Die Haut?

Jim: Ja. Die brauch ich für meine Haut-Sammlung.

Tom: Haut-Sammlung?

Jim: Ja, ich hab schon ein ganzes Album voll.

Tom: Alles klar. Wird gemacht.

George (schreit): Aaaaaah! Sag mal, du spinnst wohl! Kannst du mir nicht erst den Kopf abschlagen und dann die Haut abziehen.

Tom: Auch noch Sonderwünsche?

George: Super! Echt super, Mann. Ich glaub, das ist der schönste Tag in meinem ganzen Leben. Bei lebendigem Leib die Haut abgezogen kriegen. So’n geiles Erlebnis hat auch nicht jeder. Das musste erst mal bringen. Vielen Dank auch, Tom. Ich werd’s dir nie vergessen.

Tom: Schnauze!

George schreit

Tom haut ihm mit einem Plopp den Kopf ab (Mikro).

Tom (kommt wieder herein): So. Erledigt.

Jim: Und die Haut?

Tom: Die hab ich schon mal zum Trocknen aufgehängt.

Jim: Ah ja. Ich sehe, du bist ein Kenner.

Silver: Männer!

Piraten: Ja!

Silver: Da nun die Verhältnisse geklärt sind, kann ich’s euch ja sagen. Der Doktor hat mir die Schatzkarte gegeben.

Piraten: Die Karte?

Silver: Genau!

Papagei: Piaster! Piaster!

Silver: Ist ja gut, mein Kleiner! Also: Morgen geht’s auf Schatzsuche!

Jens (geht nach vor an den Bühnenrand): Hehehe! Mein Schaaaatz! Mein liiiieeber, guuuter Schaaaaatz! Bald werrrrde ich ihn fürrrr miiich allllein haaaben.

Silver: Ist dir nicht gut, Jens?

Jens: Der Schaaaaatz, hehehehe!

Silver: Hör zu, Jens! Schatzsuche ist morgen! Jetzt gibt’s was anderes, was du für uns tun kannst.

Jens: Was denn?

Silver, Jim, Piraten: Zieh dich aus!

Erzähler: Wer gewinnt nun die Jagd nach dem Schatz? Warum ändert sich eigentlich in jeder Folge die Anzahl der Piraten? Wo sind Trelawney und Dr. Livesey? Sollte diese Art von Theater tatsächlich mit 50.000 Euro pro Woche gefördert werden? Kann uns das Stück etwas für die heutige Zeit lehren? Wenn Sie ein minimales Interesse an der Beantwortung einer dieser Fragen haben, dann gehen Sie auch nächste Woche nicht zum Kantinenlesen, sondern kommen Sie zur Chaussee der Enthusiasten und sehen Sie eine weitere Folge der  

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