Chaussee der Enthusiasten

lachende Kinder

Globus


Die schönsten Schriftsteller Berlins erzählen was

bohni

Stephan ZeisigRobert NaumannDanBohniVolker StrübingJochen Schmidt

Chaussee-Bote bestellen:
bote%enthusiasten.de


karikatur

Diese Karikatur befand sich auf
dem Herrenklo des RAW-Ambulatoriums und stellte angeblich mich dar.


Zuletzt gelesene Bücher:
  • R. Musil: Die Verwirrungen des Zöglins Törleß
  • Max Frisch: Stiller
  • F. Dürrenmatt: Der Besuch der alten Dame
  • Haruki Murakami:
     Sputnik Sweetheart
  • Michel Tournier:
    Der Erlkönig

Ein paar Texte über meine Studentenjobs




Ein bisschen Grünzeug hat noch keiner Homepage geschadet

Palme


Hier sieht man eine Mutterpalme
mit ihrem jüngsten Spross. Die alte Dame hat sich schon ein bisschen den Stengel krumm geschuftet. Hoffentlich weiß der kleine Racker (rechts im Bild) das zu schätzen.


Strauch

Aber auch warme Brauntöne wissen das Auge zu entzücken, wie man an diesem bunten Blätterensemble in Grün-Braun-Gelb sehen kann.






Bohni


Mein Olympia-Tagebuch



19. -24. August

25. August



Ringen der Herren

Was ist das: zwei halbnackte, muskulöse Kerle tollen auf einer Matte herum, um sich gegenseitig aufs Kreuz zu legen? Richtig. Ringen griechisch-römisch, eine Sportart, in der sich Männer mal so richtig nahe kommen. Fest packen sie sich an die Oberkörper, ihre Leiber schwitzen – schwups – schon liegen sie aufeinander und drücken sich herzlich. Es gibt allerdings immer wieder ein paar Spielverderber, die nicht so richtig mitmachen wollen. Die werden dann vom Kampfrichter wegen Passivität bestraft. Mit einem Dudu ist es da nicht getan. Der Miesepeter wird in die Ringmitte zitiert und aufgefordert, sich in gebückter Haltung wie ein Rüde seinem Gegner zu präsentieren. Der lässt die Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen. Wild stürzt er sich hinterrücks auf seinen Gegner, um ihn mal so richtig ... äh – flachzulegen.

In der Antike wurde diese Sportart noch nackt ausgeführt. Es ist etwas unverständlich, warum man davon abgekommen ist. Frauen sind hier nicht erwünscht. Nicht einmal untereinander dürfen Frauen bei olympischen Spielen Ringkämpfe bestreiten. Das ist eine Gemeinheit, wo doch gerade das Schlammcatchen seit vielen Jahren große Popularität genießt. Geschlechtertrennung und Ausgrenzung der Frau sind bei Olympia immer noch ein Thema. Aber auch Männer werden vereinzelt diskriminiert. Zum Beispiel beim Synchronschwimmen. Warum dürfen Männer da nicht mitmachen? Ein Skandal.

26. August

Moderner Fünfkampf der Herren

Ich habe eine Schwäche für Mehrkämpfe. Wahrscheinlich, weil ich mich selbst nie entscheiden kann und deshalb am liebsten alles machen würde. So muss es auch den Sportlern der Disziplinen Zehnkampf, Siebenkampf, Triathlon und Moderner Fünfkampf gehen. Das sind für mich Brüder im Geiste. Wir können die sinnlosen Beschränkungen, die einem das Leben zumutet, wenn es fordert: „Entscheide dich!“, nicht ertragen. Sich für eine Sportart zu entscheiden, ist für den Mehrkämpfer ein Ausdruck von Engstirnigkeit in Anbetracht der unendlichen Vielfalt, die einem das Leben des Sports bietet.

Leider ist selbst der Mehrkampf eine Beschränkung, ist die Zahl der gewählten Sportarten doch stets gering gegenüber der Zahl der nicht gewählten. So wird der Mehrkämpfer gezwungen, sich auch noch zwischen verschiedenen Mehrkämpfen zu entscheiden. Folgerichtig müssen wohl alle Teilnehmer eines Mehrkampfes als Verlierer gelten. Freude kann da selbst bei einem Olympiasieg nicht aufkommen.

Der moderne Fünfkampf besteht aus den Disziplinen Schießen, Fechten, Schwimmen, Reiten, Laufen. Seine Teilnehmer sind somit zweifellos die Abenteurer unter den Mehrkämpfern. Man kann sich diese Sportart gut als Actionfilm vorstellen, mit aufregenden Fechtszenen, Verfolgungsjagden zu Land, zu Wasser und zu Pferde und einer abschließenden Schießerei. Es wäre aber ein antiquierter Actionfilm. Welcher Geheimagent würde heutzutage noch reiten und fechten? Und leben wir nicht schon längst im Zeitalter der Postmoderne? Man muss also kein Hellseher sein, um vorauszusagen, dass der moderne Fünfkampf dieses Jahr zum letzten Mal auf dem olympischen Programm steht. Schade eigentlich.

27. August

Gehen der Herren

Ja, auch ich habe mich über das Gehen lustig gemacht. Bis ich eines Tages einen Film mit Adriano Celentano sah, in dem er bei einem Wettrennen, anstatt zu laufen, ging. Sein geschmeidiger Gehstil, der nichts anderes ausdrückte als Coolness und Eleganz, beeindruckte mich so sehr, dass ich ihn noch wochenlang nachzuahmen versuchte. Bei jeder Gelegenheit fiel ich in die Gehbewegung, auf dem Weg zur Schule, beim Müllraustragen, wenn ich beim Fußball ein Tor geschossen hatte. Ich winkelte die Arme an, tänzelte geschickt mit den Füßen und schwang dazu die Hüfte wie ein junger Gott. Man hielt mich schon für geisteskrank. Und sie hatten recht, denn ich erreichte nie Celentanos Meisterschaft. Ebenso wenig wie die Gehsportler bei Olympia. Sie sind zwar schnell, wirken aber angestrengt und hölzern.

Das bringt mich auf die Idee, beim Gehen B-Noten einzuführen. Eine Welt, in der es immer nur ums Schneller, Weiter, Höher geht, führt letztlich in die Barbarei. Wir müssen den Leistungsgedanken wieder mehr mit dem Gedanken der Schönheit verbinden. Wer locker in den Hüften federt, sollte Zeitgutschriften bekommen. Und warum eigentlich nur beim Gehen? Das könnte man gleich bei allen Sportarten einführen. Dann hätte auch Jan Ullrich wieder eine Chance, die Tour de France zu gewinnen.

28. August

Einerkanadier der Herren

Heute hat ein Deutscher im Einerkanadier gewonnen und nicht, wie man erwarten würde, ein Kanadier. Der letzte Kanadier, der das schaffte, war 1984 Lawrence Cain. Im selben Jahr gewann ein kanadischer Turner im Rudern, nämlich Patrick Turner. Und acht Jahre zuvor, als die olympischen Spiele in Montreal (Kanada) stattfanden, gewann der Neuseeländer Johnny Walker nicht etwa im Gehen oder Whiskysaufen Gold, sondern beim 1500-Meter-Lauf. Irgendwo ist der Wurm drin.

Der Kanadier ist die langsamste Art, sich mit einem Boot fortzubewegen. Gleichzeitig ist der Kanadier englisch- oder französischsprachig. Bei Olympia gibt es keine Frauen im Kanadier, wohl aber Kanadier in Frauen. Der Kanadier ist die einzige Sportart, die man kniend ausübt. Die Lieblingssportart des Kanadiers ist Eishockey.

29. August

Boxen der Herren

Keine Sportart scheint für einen Mann so geeignet, seine Männlichkeit unter Beweis zu stellen, wie das Boxen. Hier trieft das Testosteron, es spritzt auf den Boden, bildet Bäche, suppt schließlich vom Ring in die Zuschauermenge, die es begierig aufnimmt. Ein Gestank von Blut, Schweiß und Tränen erfüllt den Raum. Hier ist ein Mann ein Mann. Es sei denn, er muss im Bantamgewicht antreten, dann ist er ein Huhn (Bantamhuhn). Oder im Federgewicht, dann ist er nur ein Teil eines Huhnes. Oder im Fliegengewicht, dann ist er nur ein Fliegenschiss.

Es ist schon demütigend, welche Bezeichnungen sich die Boxer der unteren Gewichtsklassen gefallen lassen müssen. Da wollen sie echte Kerle sein und werden dann durch ehrrührige Bezeichnungen so verspottet. Ich finde, man sollte zum Ausgleich auch den oberen Gewichtsklassen fiese Namen geben. Zum Beispiel Seekuhgewicht, Halbseekuhgewicht, Mittelseekuhgewicht. Vielleicht auch Fleischklopsgewicht oder Thälmanndenkmal. Was schön Gemeines jedenfalls.

Im Gegensatz zum Profiboxen wird bei den Amateuren jeder Treffer sofort gezählt und angezeigt. Schummeleien korrupter Kampfrichter werden so erschwert. Allerdings kommen harte und zarte Treffer gleichermaßen in die Wertung. Das führt dazu, dass die meisten Boxer kaum noch richtig zuschlagen, sondern nur mit dem Handschuh dorthin zeigen, wo sie ihrem Gegner hinhauen würden, wenn er ihnen nur ein bisschen unsympathischer wäre.

Noch ein Wort zu den Gewichtsklassen. Ich konnte trotz intensiver Recherchen nicht herausfinden, was ein Welter ist (in der Bezeichnung Weltergewicht). Wer es weiß, bekommt von mir zehn Euro und ein Küsschen (spätere Heirat nicht ausgeschlossen).